Das Vorbild

Die Firma Motor Rail aus Großbritannien baute bereits seit den 1920er Jahren kleine Feldbahnloks mit Verbrennungsmotor. Zuerst wurden die Loks mit Benzin- und später mit Dieselmotoren ausgestattet. Die Bauart Simplex beschreibt die Fahrzeuge recht gut. Es sind einfach gebaute aber sehr robuste Arbeitsmaschinen. Design und Komfort gibt es an den Loks nur wenig, was sie an sich optisch schon zu etwas Besonderem machen. Die Simplex 60S mit 70PS ist eines der neuesten Modelle der Simplex Baureihe. Sie wurden ab 1955 gebaut und in alle Welt verkauft. Die Rahmen der Loks hatten eine einheitliche Größe, die Spurweite hingegen konnte zwischen 600 und 1067 mm frei gewählt werden. Das Traktionsgewicht der Lok wurde maßgeblich durch die Pufferbohle bestimmt. Je nach Einsatzort wurden keine oder verschieden große gegossene Pufferplatten verbaut, die der Lokomotive ihr nötiges Gewicht verliehen.

Die IRR besaß bereits seit 1952 drei Lokomotiven von Motorrail des Typs Simplex 32/42 HP. Sie trugen die Namen Miki, Susi und Juno. Im Jahr 1960  brannte die Susi vollkommen aus und wurde durch eine neue Lokomotive des Typs Simplex 60S ersetzt. Da die Lokomotive bei der IRR schwere Züge im Steinbruch rangieren musste, wurde sie mit den größten verfügbaren Ballastpufferbohlen ausgeliefert. Diese Lokomotive ist bis heute im Bestand der Bahn und wird vom Verein Rheinschauen betreut. Die Lokomotive befindet sich in einem betriebsbereiten Zustand im Steinbruch in Mäder und wird regelmäßig im Museumsbetrieb eingesetzt.

Planung

Das Modell wurde wie bereits meine anderen Lokomotive für die 5 Zoll Gartenbahn gebaut. Die Planung im CAD zog sich über etwa zwei Jahre hin. Zum einen war es nur schwer möglich, an passende Zeichnungen bzw. Fotos zu kommen und zum anderen habe ich zu dieser Zeit noch an der Heidi gebaut. Im Vergleich zur Heidi habe ich bei der Susi jede Bohrung im CAD auskonstruiert. Das hat den großen Vorteil, dass die Bohrungen direkt beim Laserschneiden der Bleche mit ausgeschnitten werden können. Dies erspart viel Arbeit beim Zusammenbau der Lokomotive. Neben der Konstruktion der Blechteile wurden viele Anbauteile durch 3D-Druck hergestellt. Diese Anbauteile sind alle außerhalb des Kraftflusses verbaut und haben eine rein optische Funktion. Ende 2021 war das Modell im CAD soweit ausgereift, dass die Teile gefertigt werden konnten. Die Ballastpufferbohlen wurden aus dem Vollen gefräst, da sie wie bei der großen Susi das Adhäsionsgewicht erhöhen sollten. Die Räder und Achsen wurden CNC-gedreht. Alle restlichen Fertigungsteile habe ich aus Laserteilen aufgebaut.

Montage

Die Montage der Lok erinnert an das Bauen eines Legobausatzes. Der Rahmen wurde komplett vor dem Schweißen zusammengesteckt und die Laschen verschweißt und verschliffen. Durch diesen Aufbau sind kaum Arbeiten beim Ausrichten notwendig und der Rahmen erhält von ganz alleine seine benötigte Präzision. Die beim Original aus Gusseisen bestehenden Puffer habe ich aus einem Sandwich aus insgesamt 15 5 mm starken Blechen aufgebaut. Der Stapel wurde über zwei Stifte ausgerichtet und verschweißt. Nach dem Schweißen habe ich alles mit der Flex verschliffen. Auch bei genauem Hinsehen, sehen die Puffer aus, wie aus einem Guss. Die Achsen sind in Stehlagern kugelgelagert und werden mittels einer kleinen Kette vom Motor angetrieben. Um die Kette zu spannen, können der Motor und die hintere Achse in Langlöchern verschoben werden. Der gesamte Aufbau wird durch M2 Modellschrauben zusammengehalten, welche in 10x10x2 Winkelprofilen verschraubt sind. Das Bohren der vielen M2 Gewindebohrungen war dabei der größte Arbeitsaufwand, wobei die gelaserten Bleche zum Markieren der Bohrungen genutzt werden konnten. Die Pufferplatten der Lok sind Eigenbauten der IRR. Bei der IRR kamen Loren mit Holzrahmen zum Einsatz und daher wurde auch die Simplex mit Holzpuffern ausgerüstet. Die Holzblöcke wurden in U-Profilen montiert, um ihren Austausch zu erleichtern. Diese Konstruktion habe ich selbstverständlich auch im Modell so umgesetzt. Nachdem alle Stahlteile ihren Platz gefunden haben, konnten auch die 3D-gedruckten Bauteile gedruckt und montiert werden. Um diese optisch aufzuwerten, habe ich an den meisten Teilen noch einige Modellschrauben verbaut. Im 3D-Druck sind Achslager, Kühler, Starterakkus, Rundumleuchte, Lampengehäuse, Sandkästen, Kühlleitungen, Hörner und Akkuhalter entstanden.

Elektronik

Nachdem alle mechanischen Bauteile ihren Platz gefunden haben, musste noch die Elektrik eingebaut werden, um eine erste Probefahrt durchführen zu können. Gesteuert wird die Lok per Funk. Die Motorströme werden dabei von einem Sabertooth 2x32A Regler geregelt. Diese Einheit ist normalerweise für große Modellpanzer vorgesehen, aber tut ihren Dienst auch wunderbar in kleineren Gartenbahnlokomotiven. Angesteuert wird der Regler durch einen RC Empfänger aus dem Modellbaubereich. Der Handregler wurde von einem befreundeten Modellbahner gebaut. Diesen wollte ich , wie auch bei der Heidi, noch etwas aufhübschen. Ich habe den Potiknopf entfernt und einen neuen Reglergriff entwickelt. Der neue Griff hat eine Mittelposition, in der der Griff einrastet. Zum Losfahren muss dieser erst durch einen kleinen Hebel entriegelt werden. Nach oben fährt die Lok vorwärts, nach unten Rückwährts. Durch das Einrasten in der Mitte wird vermieden, dass man ausversehen von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt dreht. Die Anbauteile wurden zuerst aus Kunststoff hergestellt und getestet. Anschließend wurden die Teile aus Messing in einem Feingussverfahren gegossen. Als Akku in der Lok dient ein AGM Akku mit 12V und 14Ah. Mit dem Abschluss der Verkabelung konnte die erste Testfahrt absolviert werden. Alles funktionierte wie geplant, so dass die Lok lackiert werden konnte.

finale Arbeiten

Zum Lackieren musste erstmal wieder alles demontiert werden. Der geschweißte Rahmen wurde von einem Fachbetrieb pulverbeschichtet. Alle anderen Bauteile habe ich selbst lackiert. Nach dem Lackieren ist kaum noch zu unterscheiden, welche Bauteile aus Kunststoff und welche aus Stahl bestehen. Nun folgte eine der für mich schönsten Arbeiten: Der Zusammenbau aller fertig lackierten Bauteile zur fertigen Lokomotive.

Im letzten Schritt vor der Vollendung mussten noch die Schienenräumer gefertigt werden. Hiermit habe ich absichtlich gewartet, da ich nicht genau wusste, wie dick die Pulverbeschichtung aufragen wird. Die beiden Schienenräumer wurden daher am fertigen Modell angepasst und als letztes fertiggestellt.

Das Modell bringt im betriebsbereiten Zustand 45 kg auf die Waage und ist kräftig genug, um meinen IRR-Lorenzug und zwei Personen zu ziehen. Mit ihren 150W ist sie kein Kraftpaket, aber genau richtig für das Rangieren und vor allem für den einfachen Transport zu einer anderen Anlage. Die Lok kann durch ihre Größe sogar im Fußraum eines PKW transportiert werden.