Wie mein bisheriges Rollmaterial stammt auch dieser Wagen aus dem Bestand der Internationalen Rheinregulierung (IRR). Der Kranwagen mit der Wagennummer P253 wurde etwa 1920 auf einem Plateauwagen aufgebaut. Daher auch der Buchstabe P, der für Plateauwagen steht. Der Kran, der heute noch museal erhalten ist diente einst im Steinbruch, bei Mäder, zum Verladen großer Felsbrocken. Da Strom zu dieser Zeit noch Mangelware war, wurde der Kran rein mit Muskelkraft betrieben. Später wurde er mit einem Elektromotor und einem Dach versehen. Es gab früher mehrerer solcher Kräne, welche aber in den 40er Jahren durch Bagger abgelöst wurden. Der Kranwagen mit der Nummer P253 ist der einzige, welcher bis heute erhalten geblieben ist und heute in Lustenau im BW der IRR steht.
Der Wagen wurde wie mein übriges Material im Maßstab 1:6 geplant und gebaut. Die Planung dieses Modells war schwieriger als gedacht, denn der Wagen sollte natürlich nicht nur wie das Original aussehen, sondern auch wie das Original funktionieren. Dazu gehört das Drehen des Kranoberteils, sowie das Heben und Senken des Hakens mittels Seilwinde. Mein Ziel war es mit dem Kran mindestens eine Masse von zwei Kilogramm anheben zu können und das in jeder Drehposition, ohne dass der Wagen dabei kippt. So habe ich lange gerechnet und habe am Ende eine ganz passable Lösung gefunden. Der Ausleger wurde in einem etwas steileren Winkel als der des Original geplant, was dank des Hebelgesetzes (Kraftarm*Kraft = Kraftarm*Kraft) eine größere Hebemasse ermöglicht. Die vielen einzelnen errechneten Werte habe ich schlussendlich alle in eine Zeichnung einfließen lassen, so dass dem Beginn des Baus nun nichts mehr im Wege stand.
Im Gegensatz zum Stahlrahmen des Originals bekam mein Wagen einen Rahmen aus Buchenholz. Die Wahl fiel auf einen Holzrahmen, weil Holz günstiger als Stahl ist, man es leichter verarbeiten kann und ein Holzrahmen auch besser zum Rest meines Rollmaterials passt. Der Rahmen wurde wie bei meinen zwei anderen Plateauwagen aus Buchenholz mit den Kantenlängen 20mm x 30mm gefertigt. Die Einzelteile wurden verleimt und verschraubt. In der Mitte des Rahmens wurden noch drei extra Verstrebungen für die Verankerung des Kranoberteils eingebaut. An den Rahmen kamen die typischen IRR Holzpuffer, sowie zwei selbst gebaute ungefederte Feldbahnachsen, welche in Kugellagern ruhen. Der Rahmen wurde mit Holzbohlen gedeckt, welche mit Miniaturschrauben aus dem Modellfachhandel verschraubt wurden. Auf diese Bohlen kam nun ein mit der Stichsäge gesägtes Metallteil, auf welchem die Räder des Kranoberteils rollen. Allein die Bearbeitung dieses Teils nahm etwa drei Stunden in Anspruch. Damit das Wagenunterteil genügend Masse auf die Gleise bringt, wurden unten zwischen den Rahmen vier Bleiklötze mit einer Masse von je 250 Gramm gehängt.
Die Basis des Kranoberteils bildet eine Sperrholzplatte, mit der alle tragenden Teile verbunden sind. Auf der Unterseite dieser Platte wurden vier Rollen platziert, welche ein leichtes Drehen des Oberteils ermöglichen. So entstand eine Art Ringrollenlager. Außerdem bilden sie und eine Verbindungsschraube in der Mitte der Platte die feste Verbindung zwischen dem Kranoberteil und dem Wagenunterteil. Auf diese Grundplatte wurden die zwei großen H-Träger montiert, welche aus je zwei T-Profilen zusammengesetzt wurden. Diese beiden bilden den Hauptträger, welcher sowohl beim Original als auch beim Modell zu Kraftübertragung vom Ausleger auf das Gegengewicht dient. Als Basis für den Stahlkorb mit den Gegengewichten dienen zwei U-Profile, welche seitlich an die Basisplatte geschraubt wurden. Auf diesen zwei U-Profilen wurde der, aus 29 Winkelstangen bestehende, Stahlkorb gebaut, in dem die Gegengewichte Platz finden sollten. Die einzelnen Teile werden mit modellgerechten M3-Schraube verbunden. Um die Kraft des Gegengewichts auf den Hauptträger zu übertagen wurden diese mit M4 Gewindestanden verbunden, was ein einfaches Nachjustieren ermöglicht. Um den Stahlkorb auch mit Gewichten zu füllen hatte ich mich entschlossen wie im Original Betonklötze anzufertigen. So habe ich in mühseliger Kleinarbeit 48 kleine Betonklötzchen mit Maßen von 4cm x 4cm x 4cm gegossen. Mit einer Masse von 128 Gramm pro Klotz kommt das Gegengewicht so auf eine Masse von etwa 6,15 Kilogramm. Die inneren Klötze bestehen aus Blei, so dass das Gegengewicht auf die gewünschte Masse von 8 Kilogramm kommt.
Der Ausleger besteht aus zwei U-Profilen, welche so gebogen sind, dass sie vorne zusammenlaufen. Durch weitere mit einander hart verlöteten U-Profilen sind die beiden Träger miteinander verbunden. Die Kraftübertragung auf den Hauptträger findet wie beim Original mittels zwei Stahlseilen statt, welche direkt mit dem Hauptträger verbunden sind. Zwischen die beiden Träger des Auslegers habe ich außerdem noch die Seilwinde eingebaut, welche durch ein Sperrrad gegen das selbstständige Abrollen gesichert werden kann. Die Wellen der Seilwinde drehen sich dank kleiner Teflonlager sehr leicht. Dank diesen kann beim Fahren auch kein Klappern entstehen. Das Kranoberteil ist somit fertig und konnte auf das Wagenunterteil montiert werden. Gegen das Drehen des Kranoberteils während der Fahrt wurden außerdem zwei kleinen Riegel eingebaut, welche vor dem Drehen geöffnet werden müssen.
Das Wagenunterteil wurde zum Schutz vor Wasser und Schmutz geölt. Für die Metallteile wählte ich eine grüne Farbe, die der Rostschutzfarbe des Originals nahe kommt. Zum Lackieren musste ich den ganzen Wagen wieder in seine Einzelteile zerlegen, einzeln lackieren und danach wieder zusammensetzen. Dies nahm etwa eine Woche in Anspruch.
Am 12. 2012 Januar konnte ich den ersten Test durchführen. Dieser war sehr erfolgreich für mich, zeigte er doch, dass meine Rechnungen gestimmt haben und der Kran somit gut zwei Kilogramm Masse heben kann. Allerdings stellte sich auch heraus, dass manche Teile, wie zum Beispiel die Schrauben an der Seilwinde zu schwach ausgelegt waren und sich somit verbogen hatten. Diese kleinen Mängel konnten aber schnell behoben werden, so dass der Wagen am Echtdampfhallentreffen in Karlsruhe seine ersten Runden drehen konnte. Dabei zog er viele interessierte Blicke auf sich.