Als erstes befasste ich mich mit den verschiedenen Zwecken zu denen Feldbahnen eingesetzt wurden. Da die Kipploren für mich ein sehr wichtiger Bestandteil einer Feldbahn sind war für mich klar, dass diese auch auf meiner Anlage im Einsatz stehen sollen. Nach weiteren Nachforschungen entstand die Idee einer Keramikfabrik. Das Rohmaterial für Keramiken ist Quarzsand. Dieser wird in einem Quarzsandsteinbruch abgebaut und dann mit Kipploren zur Fabrik gefahren. Dort entladen wird das Material verarbeitet, gebrannt und dann als Stückgut in Kisten auf Stirnwandloren weitertransportiert. Sowohl am Steinbruch als auch bei der Fabrik soll eine Umfahrung des Zuges möglich sein, um ein typisches Fahren von A nach B zu ermöglichen. Allerdings will ich auf der Anlage auch im Kreis fahren können. Gefahren wird analog, so dass ich gleich alle elektrischen Streckenabschnitte mit eingeplant habe. Schlussendlich kam ich auf einen Anlagenplan, der alle meine Wünsche erfüllte und meines Erachtens im sichtbaren Bereich sehr realistisch ist.
Die Anlage sollte nicht sehr gross werden, aber dafür sehr detailliert, daher begann ich vor dem Bau der Landschaft einige Teile zu fertigen. Da mir das Gleismaterial in H0e, besonders die Weichen, nicht sehr zusagt, beschloss ich dies grösstenteils selbst zu bauen. Ich kaufte mir alsbald einen Satz Spur N Weichen mit dem kleinsten Radius von Fleischmann. Ich fing mit der ersten Weiche an und als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, baute ich alle Weichen entsprechend um und passte sie meinem Streckenplan an. Hierfür entfernte ich alle unwichtigen Kunststoffteile bis auf das Herzstück, die Weichenzungenhalterung und deren Führung, sowie die Weichenantriebe. Anschliessend klebte ich Holzschwellen mit unterschiedlichen Längen an die Schienenprofile und färbte die Schienen mit einer rostbraunen Farbe. So erhielt ich einen für mich zufriedenstellenden Feldbahnlook . An manchen Weichen habe ich gerade Abzweige als Kurve ausgeführt, um sie später besser in die Anlage integriert zu können. Diese Kleinarbeiten frassen viel Zeit, aber bei unserem Hobby spielt Zeit eine eher untergeordnete Rolle. Da es im Original auch keine Unterflurantriebe gibt baute ich winzige Weichenstellhebel aus Draht und kleinen Stücken von Kugelschreiberpatronen und positionierte diese an zwei verlängerten Schwellen an den Weichen.
Als nächstes kamen die Gebäude an die Reihe. Als Fabrikgebäude kaufte ich die "Fabrikhalle" und die "Lagerhalle" der Firma Busch. Die Modellbausätze sind qualitativ sehr hochwertig verarbeitet und einfach zusammen zu bauen. Die Gebäude aus Stahlgerippe und Backstein verkörpern die Fabrikgebäude des frühen 20ten Jahrhunderts und passen somit super zum Feldbahnzeitalter. Die Tore sind allerdings zu niedrig um einer H0e Feldbahnlok Einlass zu gewähren, denn eigentlich hat Busch die Fabrik für ihre H0f Feldbahn ausgelegt. Meine Lösung zu diesem Problem ist auf einem der Bilder zu sehen. Die Backsteine wurden von mir mit dem üblichen Verfahren verfugt, die Gebäude zusammengebaut (ohne Bodenplatte) und mit schwarzer, dünn aufgetragener Farbe gealtert. Das Dach aus Dachpappe habe ich mit Flicken versehen und ebenfalls farblich mit verschiedenen Grautönen gealtert. Um eine lockerere Optik zu erhalten baute ich die Verbindungsbrücke zwischen den beiden Gebäuden an einer anderen Stelle ein als Vorgesehen, was einige kleinen Änderungen am Modell mit sich brachte. Aber auch dies ist nicht schwer zu bewerkstelligen
Ein Lokschuppen in H0e zu finden, der zu einer Feldbahn passt ist fast unmöglich. Ich entschloss mich daher einen TT Lokschuppen der Firma Auhagen, der von der Optik her mit den Fabrikgebäuden harmoniert, umzubauen. Das Modell habe ich gekürzt und wie die Fabrik mit Farben umgestaltet.
Für alle Gebäude baute ich aus Pappe eine passende Inneneinrichtung und installierte eine LED Beleuchtung von Vissmann, um für die Mitarbeiter eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Somit waren alle Vorarbeiten abgeschlossen und ich konnte mit dem eigentlichen Bau der Modelllandschaft beginnen.
Auf den Bau des Holzunterbaus will ich nicht detailliert eingehen, denn die Methoden sind allseits bekannt. Die Schwierigkeit für mich bestand eher darin, mit beschränkten Mittel in der Studentenwohnung das Holz rein per Hand zu sägen. Doch auch diese Hürde habe ich gemeistert. Für die Gestaltung der Landschaft besorgte ich mir eine Platte kleinporigen Dämmstoff. Diese habe ich entsprechend zurecht geschnitzt und mit Holzleim verklebt. Um kleine Fugen zum Holzrahmen oder zwischen den einzelnen Schaumstoffteilen zu verdecken, nutzte ich handelsüblichen Modellbaugips.
Ausserdem nutzte ich den Gips auch, um direkt kleine Stützmauern, Treppen oder Rampen in die Landschaft einzuarbeiten. In diesen Gips ritzte ich nach dem Trocknen mit einer dicken Nadel kleine Rillen, um ein Mauerwerk nachzubilden. Um die Steinopik noch besser hervorzuheben, verwendete ich verschiedene Grautöne beim Bemalen. So entstehen fliessende Übergänge zwischen Natur und Menschengeschaffenem und es sieht wegen kleiner Unregelmässigkeiten sehr originalgetreu aus.
Wie schon oben angedeutet habe ich das gesamte Gleismaterial auf der Anlage selbst gebaut. Als Basis nutzte ich das H0e Gleissystem von Tillig, da mir das relativ massive Schienenprofil sehr gut gefällt. Zuerst erntfernte ich die meisten Schwellen, sodass nur noch zirka alle 5 Zentimeter ein Schwellenpaar übrig blieb. Nun habe ich das Gleis zurechtgebogen und dem Gleisplan angepasst. Aus Leiterplatten hatte ich mir schon zuvor kleine Schwellen ausgesägt, welche ich an die Schienen lötete. Je nach Radius des Gleises palzierte ich die Schwellen alle fünf bis sieben Zentimeter. Danach wurden die restlichen Kunststoffschwellen entfernt. Den Untergrund unter dem Gleis bemalte ich mit grauer Farbe. Darauf wurden in unregelmässigen Abständen Holzschwellen aufgeklebt. Jetzt konnte ich das verlötete Gleis auf die Holzschwellen kleben und die angelöteten Schwellen mit dem Untergrund vernageln. Mit der üblichen Methode des Einschotterns (erst Schotter, dann verdünnter Leim & Spüli) entstand so nach und nach ein sehr feldbahntypisches Gleis.
Für den Bau der vier Bahnübergänge lötete ich jeweils noch zwei Führungsschienen zwischen das vorhandene Gleis und gipste das Ganze ein. So entstanden alle Bahnübergänge mit verschiedensten Längen und Radien.
Nachdem das gesamte Gleis fertig gestellt war, habe ich die Schienen, wie auch schon die Weichen, mit rostbraunen Farbe bepinselt und mit einem feinen schwarzen Stift Schienennägel an den Schwellen angedeutet. Das alles war sehr viel Abreit, aber es hat sich gelohnt.
Um nun der Landschaft ein schönes Finish zu verpassen, wählte ich Grasfasern zur Begrünung. Damit bei nicht genügender Dichte keine weissen Stellen im Gras zu sehen sind, habe ich die Landschaft davor grün bemalt und mit fein Turf von Noch bestreut. Als Basis verwendete ich eine Mischung aus 2,5 und 4 mm langen Fasern, welche ich mit einem selbstgebauten Elektrostaten eines Freundes auf die Landschaft auftrug. Jetzt war die Anlage schon mal grün, allerdings sah das Gras noch sehr einheitlich und zu "gepflegt" aus. Um dies zu ändern, brachte ich auf die Basisschicht noch einige Grasbüschel in der gleichen Farbe bzw. in beige auf. So entstand in langer und mühsamer Kleinarbeit ein sehr realistisches Erscheinungsbild, welches sich mit der Realität messen kann.
Modellbäume sind meines Erachtens ein weiteres schwieriges Thema. Einerseits sollen sie nicht zu teuer sein, andererseits auch nicht zu unrealistisch aussehen. Eine goldene Mitte zu finden ist in diesem Fall sehr schwierig. Nach langem hin und her entschied ich mich für die Produkte der Firma Heki, welche nicht all zu teuer sind, aber trotzdem ganz passabel aussehen. Sie schmücken nun die leicht hügelige Landschaft hinter der Fabrik und rund um den Tunneleingang. Kleine Büsche und Hecken fülle kleine Lücken zwischen den Bäumen und geben der Anlage einen etwas verwilderten Flair.
Um wirklich schön mit der Bahn spielen zu können, entschied ich mich für viele einzelne Streckenabschnitte und elektrische Weichenantriebe. Diese palzierte ich unter der Anlage. Das Steuerpult ist mit der Anlage über einen Stecker verbunden und kann leicht entfernt werden. Ich will darauf auch nicht vertiefend eingehen, denn ich glaube jeder hier hat schon genug Käbelchen verlötet...
Als Rollmaterial verwende ich bisher die Kipp-, Stirnwand und Rungenloren von Roco. Da mir aber die H0e Rocolokomotiven nicht sehr zusagen, entschied ich mich für Modelle der Firma Minitrains aus Karlsruhe. Sie sind alle der Firma Egger nachempfunden, aber lange nicht so teuer, wie die heutige schweizer Egger-Bahn. Die Loks bestechen durch äusserst ruhige Laufeigenschaften. Und wie man auch den Bildern entnehmen kann, sind sie sehr detailliert. Ich habe die Fahrzeuge alle gealtert, denn wer hat schon mal eine saubere Feldbahnlok im harten Einsatz gesehen?